Aus Anlass des 70. Gedenkjahres

Die Idee zum Gedenkweg Wien entstand im Rahmen der Veranstaltung 70 Jahre Wannseekonferenz im Jahr 2012 in Berlin.

70 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs und damit auch der Shoah, des Holocaust, wollen wir mit dem GEDENKWEG ein Zeichen gegen das Vergessen setzen. Da nur wenige Wiener wissen, wo der ehemalige Deportationsbahnhof (Aspangbahnhof – heute: Platz der Opfer der Deportation, 1030 Wien) lag, wollen wir in stillem Gedenken diesen Weg gehen und dadurch auch ein Zeichen gegen den modernen Antisemitismus und für Israel setzen.

In den Jahren 1941 – 1942 wurde der größte Teil der österreichischen Juden zur Vernichtung in den Osten deportiert und nur wenige überlebten. Wir gedenken der Massentransporte der österreichischen Juden, die vom ehemaligen Aspangbahnhof im 3. Bezirk, dem Deportationsbahnhof für Juden, in den fast sicheren Tod transportiert wurden. Etwa 5000 österreichische Roma und Sinti wurden ebenfalls vom Aspangbahnhof deportiert.

Nachdem unsere jüdischen Mitbürger zuerst ausgegrenzt, enteignet und meist bei Nacht aus den Wohnungen, in denen sie zur Zeit wohnten, am Arbeitsplatz oder auch auf der Straße „ausgehoben“ wurden, brachte man sie für einige Tage in ein überfülltes Sammellager im 2.Bezirk, wo sie darauf warteten, dass der nächste „Todeszug“ in Richtung Osten für rund 1000 Juden bereitgestellt war. Dann fuhren sie oft unter dem Spott der Bevölkerung in offenen Lastwägen zum Aspangbahnhof.

Die Deportationen ab dem Aspangbahnhof begannen bereits im Oktober 1939, vorerst als Umsiedlungsprogramm geplant, das aber bald aufgegeben wurde. Von 1941 bis Oktober 1942 war das Ziel nicht mehr die „Umsiedlung“, sondern die Vernichtung, entweder durch Erschießungskommandos an offenen Gruben oder in eigens dafür errichteten Vernichtungslagern.

 

Aspangbahnhof 1905  

Aspangbahnhof um 1905 / © Wikimedia Commons – Luftbild Aspangbahnhof Wien-Landstraße 1938 / © Stadt Wien – ViennaGIS Wien, Kartengrundlage: MA41 – Stadtvermessung

 

DIE DEPORTATIONEN DER ÖSTERREICHISCHEN JUDEN

„Zu Kriegsbeginn lebten noch nahezu 70.000 Menschen, die nach den »Nürnberger Gesetzen« als Juden galten, auf dem Gebiet der ehemaligen Republik Österreich. Um das Ziel, das »Reich« »judenrein« zu machen, weiterzuverfolgen, wurde ein »Judenreservat« in Polen geplant.

Im Oktober 1939 aus Wien bzw. Mährisch-Ostrau Deportierte sollten als Zwangsarbeiter den Aufbau des geplanten »Reservats« durchführen. Sie wurden, als das Projekt aufgegeben wurde, über die deutsch-sowjetische Demarkationslinie getrieben. Im Februar und März 1941 wurden, noch bevor ein das ganze »Großdeutsche Reich« betreffendes Deportationsprogramm begonnen hatte, 5000 Menschen aus Wien in Ghettos in Kleinstädten im Distrikt Lublin deportiert. Im Herbst 1941 wurden dann mehr als 5000 Menschen in das Ghetto Litzmannstadt sowie 6000 in die Ghettos von Minsk und Riga im so genannten »Reichskommissariat Ostland« verbracht. Am 29. November 1941 wurden sämtliche ursprünglich für Riga bestimmte Deportierten eines dieser Transporte in Kaunas (poln. Kowno) auf der Stelle erschossen. Ein ähnliches Schicksal erlitten die Menschen bei neun weiteren Transporten, die im Laufe des Jahres 1942 von Wien nach Minsk/Maly Trostinec geführt wurden. Im Frühjahr 1942 wurden wieder 5000 Menschen in die Ghettos von Izbica und Wlodawa, Distrikt Lublin, deportiert und, ebenso wie die 1941 aus Wien Deportierten, in den Vernichtungslagern der »Aktion Reinhard« ermordet. Im Juni 1942 begannen dann die Massentransporte nach Theresienstadt (insgesamt 13), das einerseits als Altersghetto und andererseits als Drehscheibe zur Weiterverschickung in die Vernichtungslager im Osten diente. Nach dem Abschluss der Massendeportationen aus Wien im Oktober 1942 – mehr als 48.000 Menschen waren deportiert worden – befanden sich nur noch zirka 8000, zumeist in »Mischehe« mit einem »arischen« Partner lebende Jüdinnen und Juden in Wien. Diese Zahl sollte sich in der Folge durch eine Reihe von kleineren bzw. Einzeltransporten noch stark verringern.

Von den mehr als 200.000 vor 1938 in Österreich lebenden Menschen, die aufgrund der nationalsozialistischen »Nürnberger Gesetze« als Jüdinnen und Juden galten, fielen mindestens 66.000 der Shoah zum Opfer.”

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, www.doew.at

Deportation der österreichischen Juden Wien 1942

Abtransport des Gepäcks von Deportierten. Aufgenommen vor dem ehem. Sammellager in der Kleinen Sperlgasse in Wien-Leopoldstadt.
© DÖW – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes